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Macht’s die Milch?

Milch ist ein Lebensmittel, das von der Mehrzahl der Bevölkerung täglich in größeren Mengen konsumiert wird: So starten wir mit Cornflakes und Kaffee mit Milch in den Tag, um im weiteren Tagesverlauf Molkereiprodukte wie Buttermilch, Joghurt, Quark oder Sahne entweder pur oder als Zutat in zubereiteten Mahlzeiten zu konsumieren; und den Abschluss des Tages bildet nicht selten ein klassisches Abendbrot bestehend aus Brot, Butter und Käse. Insgesamt beläuft sich der pro-Kopf-Verbrauch an Frischmilchprodukten in Deutschland auf über 90 kg pro Jahr. Grund hierfür ist, dass wir dieses Verhalten von unseren Eltern und Großeltern übernommen haben und den Milchkonsum als normal ansehen. Zahlreiche Kampagnen propagieren Milch als zentralen Bestandteil einer guten Ernährung und oft werden auch medizinische Gründe für den regelmäßigen Milchverzehr angeführt. Aktuell steigen die Preise für Milch und Milcherzeugnisse wieder etwas an, trotzdem handelt es sich bei Milchprodukten noch um erschwingliche Lebensmittel, die von einem großen Teil der Bevölkerung erworben und verzehrt werden können.

Hier habe ich schon in einem anderen Zusammenhang darauf aufmerksam gemacht, dass wir solche Produkte, die besonders intensiv beworben werden, ganz besonders kritisch betrachten sollten. Es stellt sich nämlich immer die Frage, wessen Interessen mit solchen Kampagnen tatsächlich bedient werden.

 

Vegetarisch leben ist nicht schwer, vegan dagegen umso mehr

Das Ausmaß der Verwirrung, die rund um das Thema Milch und Molkereiprodukte gestiftet wird, ist beachtenswert. Teilweise leben Menschen sogar in dem Irrglauben, die Kühe müssten auf die Art und Weise, wie es in Milchbetrieben der Fall ist, gemolken werden, weil sie andernfalls vor lauter Milch platzen würden.

Solche Dinge habe ich zwar nie gedacht, doch die Medien, die Ärzte und gesellschaftliche Normen haben mir den Schritt zum Veganismus auf andere Weise sehr schwer gemacht. Ich habe noch recht lange Milcherzeugnisse konsumiert – weil ich Angst hatte, dass meinem Körper etwas fehlen könnte, wenn ich diese aus meiner Ernährung streiche – sind doch die in Milchprodukten enthaltenen Proteine und das Calcium so essentiell für die körperliche Gesundheit!

Heute weiß ich es glücklicherweise besser und versuche, nicht allzu lange darüber nachzudenken, was ich mit dem teilweise exzessiven Konsum von Milchprodukten bereits angerichtet habe. Stattdessen bin ich stolz auf die Fortschritte, die ich in diesem Zusammenhang mache und dankbar für die Veränderungen, die sich in meinem Bewusstsein vollzogen haben und noch vollziehen. Wer vielleicht (wie ich seit einiger Zeit) Zweifel am ausschweifenden Milchkonsum hat, sich aber noch nicht den entscheidenden Ruck geben konnte, auf eine rein pflanzliche Ernährung umzusteigen, dem möchte ich im Folgenden ein paar Fakten an die Hand geben.

 

Ethische Aspekte des Milchkonsums

Wir Menschen sind die einzige Spezies, die die Milch einer artfremden Spezies noch im ausgewachsenen Alter konsumiert – allein, dass ich mir diese Tatsache etwas genauer vor Augen führte, hat in mir schon vor längerer Zeit einen Wandel ausgelöst. Zum ersten Mal stellte ich mir die Frage, ob dieses Schema in der Natur nicht noch viel häufiger zu finden sein müsste, wenn es so gewollt wäre, dass eine Spezies die Sekrete einer anderen Spezies konsumiert.

Genau wie bei uns Menschen ist auch bei den Kühen der Nachwuchs ausschlaggebend für die Milchproduktion. Damit eine Kuh schnell Milch produziert, wird sie schon sehr früh künstlich befruchtet. Nach der Geburt werden Kuh und Kälbchen dann voneinander getrennt – da Kühe (Schafe, Ziegen, Esel, etc.) fühlende Lebewesen mit einem ausgeprägten Sozialverhalten sind und ein inniges Verhältnis zwischen Mutter und Jungtier besteht, ist dies ein traumatisches Erlebnis für beide Seiten. Das Muttertier wird noch zahlreiche weitere künstliche Befruchtungen und Geburten erleben, was für sie natürlich aus gesundheitlicher Sicht nicht ohne Folgen bleiben wird.

Die zahlreichen Kälbchen, die geboren werden, damit ihre Muttertiere Milch für die Menschen produzieren können, werden entweder gemästet und geschlachtet, oder sie erfahren das gleiche Schicksal wie ihre Mütter (frühzeitige künstliche Befruchtung, Geburt und Trennung vom Kalb in Wiederholung – so lange, bis die Milchleistung nachlässt, woraufhin die Schlachtung erfolgt). In freier Wildbahn hätten Kühe eine Lebenserwartung von ca. 20 Jahren, wohingegen sie im Milchbetrieb nur ca. 4-5 Jahre alt werden.

Ich habe nicht immer vegan bzw. vegetarisch gelebt – mit jedem weiteren Tag, an dem ich aber auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichte, wird mir bewusster, dass die Menschen keine Verbindung zwischen dem Stück Fleisch auf ihrem Teller und dem lebendigen Tier, das dieses Stück Fleisch einmal war, herstellen. Es ist einfach ein Ding, das uns nur schmeckt, weil es sehr stark gewürzt ist. Dass dieses Stück Fleisch einmal Gefühle hatte und, wie alle anderen Lebewesen auch, einfach nur leben wollte, machen sich die Menschen nicht bewusst – diese Feststellung tut weh. Kühe verfügen innerhalb einer Herde über ausgeprägte soziale Strukturen: Sie sind sehr loyal und verfügen über eine große Bandbreite an Emotionen, die sie körperlich und lautlich ausdrücken können. Kühe können die Mitglieder ihrer Herde voneinander unterscheiden und pflegen Beziehungen und Freundschaften untereinander. Hierzu eine kleine Anekdote aus unserem letzten Urlaub in Bayern: Wir standen in der Nähe einer Alm, der sich eine Gruppe junger Frauen auf Fahrrädern näherte, als plötzlich eine der Kühe laut zu muhen begann. Wir interpretierten das Muhen zunächst als etwas Bedrohliches und dachten, dass die Frauen sich besser schnell aus dem Staub machen sollten – bis die Frauen anfingen, die Kühe namentlich zu rufen. Es handelte sich um einen Almabtrieb und die Kuh hatte die Frauen bereits aus der Ferne erkannt und sie freudig begrüßt. Ich denke, das spricht für sich 🙂

 

Auswirkungen des Milchkonsums auf unsere Gesundheit

Dass wir Milch und Milchprodukte benötigen, um gesund leben zu können, ist ein Irrglaube, den wir aus vorangegangenen Generationen übernommen haben und der durch Medien und unterschiedliche Instanzen im Gesundheitssektor weiter gefestigt wurde und wird. Die einzige Möglichkeit, diesem Irrtum zu entkommen, ist unsere eigene Fähigkeit, Dinge nicht einfach hinzunehmen, sondern alles zu hinterfragen und die Möglichkeit, solche festgefahrenen und gleichzeitig zerstörerischen Verhaltensweisen zu ändern, auch zu nutzen.

„Milch macht müde Menschen munter“?

Im Gegenteil! Unser Körper ist nicht darauf ausgelegt, Milch und Milchprodukte zu verdauen – so ist Müdigkeit schon allein aus diesem Grund vorprogrammiert. Körperliches Unwohlsein, aber auch schwere Krankheiten können unter anderem in dem Verzehr von Milchprodukten begründet sein.

Milch enthält viel Calcium – aber wichtiger als die bloße Zufuhr von Calcium ist doch, dass dieses auch dort ankommt, wo es dringend benötigt wird: In unseren Knochen und Zähnen! Dies ist tatsächlich leider nicht der Fall, wenn wir Milch zu uns nehmen und denken, wir täten uns damit etwas Gutes – denn Milch gehört, ebenso wie alle anderen tierischen Produkte, zu den sogenannten säurebildenden Lebensmitteln, die unseren Körper „übersäuern“, d.h. den Säure- Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht bringen. Den ungesunden „sauren“ Zustand muss unser Körper neutralisieren, und zu diesem Zweck benötigt er Calcium, das er wiederum aus unseren Knochen bezieht. Die fatale Folge ist, dass der Milchkonsum eine Osteoporose somit eher begünstigt, als ihrer Entstehung vorzubeugen.

Gemessen an den in der Milch enthaltenen Wachstumshormonen, hat sich die Milch den Titel „Hormoncocktail“ absolut verdient! Die Hormone, die natürlicherweise in der Kuhmilch vorkommen, dienen ausschließlich dem Zweck, das Kälbchen sehr schnell heranwachsen zu lassen. Hinzu kommen die Antibiotika, die an die Kühe verfüttert werden, und die sich natürlich auch ihren Weg in das Endprodukt „Milch“ bahnen – die zunehmenden Resistenzen der Menschen gegen Antibiotika sind somit wenig verwunderlich. Zusätzlich wird Milch häufig in Zusammenhang mit Allergien gebracht und kann außerdem Entzündungsreaktionen im Körper begünstigen.

Ein weiterer Grund dafür, Milch aus unserer Ernährung auszuschließen, ist, dass sie schleimbildende Eigenschaften hat – womit wir wieder beim Thema Verdauung wären, die durch diese Tatsache sehr beeinträchtigt wird. Bei Darmproblemen kann der Verzicht auf Milch und Milchprodukte wahre Wunder wirken; gleiches gilt für Hautprobleme, die in vielen Fällen äußerlich auf ein Ungleichgewicht im Darm hinweisen. Auch bei einem bereits bestehenden Eisenmangel ist Obacht geboten: Milchkonsum gehört zu den Lebensmitteln, die die Resorption von Eisen hemmen können – wer also ein Eisenpräparat einnimmt oder viele eisenreiche Lebensmittel isst, muss wissen, dass das Eisen bei gleichzeitigem Milchkonsum nicht optimal verwertet werden kann.

 

Fazit

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass eine pflanzenbasierte Ernährung ohne Milchprodukte nichts mit Verzicht zu tun hat! Im Gegenteil: Sie ist eine unvorstellbare Bereicherung für unsere Ernährung.

Vegan einzukaufen ist absolut kein Problem (man macht einfach einen Bogen um die Fleisch-, Käse- und Milchtheke und greift stattdessen bei Obst, Gemüse, Nüssen, Getreide, Kernen und Hülsenfrüchten reichlich zu). Das Internet und Buchhandlungen bieten unendliche Möglichkeiten, um sich Inspirationen für kostengünstige, vegane Rezepte zu holen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! 😉 Es gibt keine Rechtfertigung dafür, die Milchindustrie weiterhin zu unterstützen.

Diesen Artikel möchte ich mit einem Appell an die innere Wahrheit in jedem Menschen abschließen. Ich bin der festen Überzeugung, dass ganz viele Menschen bereits wissen (oder spüren), dass auf diesem Planeten etwas nicht stimmt. Im Kontext dieses Artikels bedeutet das: Sehr viele Menschen wissen tief in ihrem Inneren bereits, dass die Milchindustrie einen Teil zum Leid auf dieser Erde beiträgt. Sie wissen, dass der Milchkonsum aus ethischer und gesundheitlicher Sicht nicht vertretbar ist. Diese Menschen sind sich darüber bewusst, dass alles Leben auf dieser Erde – Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine – untrennbar miteinander verbunden ist. Jede unserer Handlungen hat eine Konsequenz – und damit auch der Kauf eines jeden Sahnejoghurts, einer Packung Milch, einer Tüte Mozzarella. Es wird Zeit, dass wir unser theoretisches Wissen in unseren alltäglichen Handlungen veräußern. Es wird Zeit, dass wir uns der Kraft unserer Handlungen bewusst werden. Wir wissen nicht, wie mächtig wir wirklich sind.

Aber wir Menschen streben doch in allen anderen Bereichen nach Optimierung, nach Wissen, nach Leistung, nach Gerechtigkeit – wieso nehmen wir das Leid der Tiere (und damit verbunden auch unser eigenes Leid) einfach in Kauf, obwohl wir es so einfach ändern könnten? Es wird Zeit, dass wir den temporären kulinarischen Genuss nicht mehr über das Wohl der Tiere und unsere eigene Gesundheit stellen.

Diana

„What you seek is seeking you“ (Rumi)

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