Ist Fasten gesund? Mein Fastentagebuch (Teil 3)
Tag 8, 24.10.2018
Dies ist die Fortsetzung meiner vorangegangenen Fastenberichte, in denen ich über meine Erfahrungen mit dem Fasten schreibe und der Frage nachgehe, ob das Fasten gesund ist. Hier findest du Teil 1 dieser Reihe und hier kommst du zu Teil 2.
Nachdem es mir an Tag 7 meiner Heilfastenkur so schlecht ging, dass ich (ohne zu übertreiben) Angst um mein Leben hatte, brach ich das Fasten also am 23.10.2018 mit einem halben gedünsteten Apfel sowie (später) etwas gekochtem und zerstampftem Gemüse. Ich freute mich schon, dass ich das Fastenbrechen so gut vertragen hatte, doch man soll ja sprichwörtlich den Tag nicht vor dem Abend loben. Um ca. 20 Uhr suchten mich starke Bauchkrämpfe heim, die zunehmend intensiver wurden. Die Koliken machten es unmöglich, in den Schlaf zu finden, sodass ich die Nacht auf dem Sofa durchmachte.
Als es Morgen wurde, war der Schmerz in die untere rechte Seite meines Bauchs gewandert. Ich fragte mich, ob das wirklich sein konnte, dass meine Fastenkur nun mit einer Blinddarmentzündung endet. Es folgte eine kurze Diskussion mit Tobi, dann waren wir uns schließlich einig, dass eine Blinddarmentzündung definitiv ausgeschlossen werden sollte, bevor er zur Arbeit fährt. Und so ging es ins Krankenhaus. Die Ärzte und Schwestern dort staunten nicht schlecht über meine Fasten-Story und gaben mir nach einigen Gesprächen und einer Blutentnahme bereits zu verstehen, wie eine Operation konkret ablaufen würde. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich das Krankenhaus an diesem Tag nicht mehr verlassen würde.
Frauen in meinem Alter mit Unterbauchschmerzen werden grundsätzlich frauenärztlich untersucht, um auszuschließen, dass die Schmerzen gynäkologischen Ursprungs sind. So fuhren wir in die Gynäkologie, wo tatsächlich leichte Blutungen festgestellt wurden, die bis hierher unbemerkt geblieben waren. Bis auf die Tatsache, dass meine Periode sich nun dafür entschieden hatte, mitten im Zyklus (die letzte Blutung war gerade 2 Wochen her) aufzutauchen, war aber alles in Ordnung. Dem Frauenarzt lagen dann auch die Werte der Blutentnahme vor: Meine Entzündungswerte waren leicht erhöht, doch seiner Meinung nach war ich für eine Patientin mit Blinddarmentzündung deutlich zu fit. Tasächlich ging es mir im Laufe des Tages (den wir bis zum frühen Nachmittag in Krankenhäusern verbrachten) etwas besser. Möglich wäre also, dass die starken Unterbauchschmerzen tatsächlich mit diesen außerplanmäßigen Regungen in meinem Unterleib im Zusammenhang standen. Spannend: Bisher hatte ich meine Periode immer zum Neumond – der Tag, an dem ich das Fasten brach, war ein Vollmondtag. Sie hat sich also im Einklang mit den Mondphasen verlagert (der Rhythmus ist bis heute so geblieben). Durch den Austausch mit euch habe ich zusätzlich auch erfahren, dass die starken Schmerzen im Unterbauch mit der starken Entgiftung der Leber während des Fastens zu tun haben könnten.
Nachdem alle nötigen Untersuchungen abgeschlossen waren, stellte man es mir frei, ob ich zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus bleiben wollte. Da ich mich jedoch deutlich besser fühlte und nun wusste, dass die Schmerzen vermutlich nicht durch eine Entzündung des Blinddarms verursacht wurden, entschied ich mich, nach Hause zu gehen. Die Nahrungszufuhr handhabte ich in den darauffolgenden Tagen vorsichtig – zu groß war die Angst, dass diese Erfahrung sich ähnlich wiederholen könnte. Dies blieb mir glücklicherweise erspart, sodass ich nach den Aufbautagen relativ schnell wieder normal essen konnte, ohne dass sich Beschwerden einstellten.
Ist das Fasten gesund? Mein Fazit
Mein wichtigstes Learning, das ich aus dieser Erfahrung mitnehme, ist folgendes: Wir alle sind unterschiedlich. Unsere Körper und Seelen haben sehr verschiedene, individuelle Bedürfnisse. Es ist enorm wichtig, uns unserer eigenen Konstitution stets bewusst zu sein und entsprechend zu handeln. Ich muss ehrlich sagen, dass ich, speziell in Bezug auf das Fasten, von den Erfahrungen anderer Menschen sehr geblendet war. So geblendet, dass ich meine eigenen Bedürfnisse vernachlässigte und meinem Körper eine Fastenkur aufzwang, für die er nicht gemacht ist. Was für Person X prima funktioniert, kann für Person Y katastrophale Folgen haben. Im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen, das Fasten viel früher abzubrechen, denn es ging mir die ganze Zeit über nicht wirklich gut. Leider hatte mein Verstand in dieser Zeit die Hoheit über mich, nicht meine Intuition.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass das Fasten nicht ungesund ist, im Gegenteil. Es ist eine großartige Methode, um den Körper ganzheitlich zu heilen und spirituelles Wachstum zu erfahren. Auf gar keinen Fall würde ich jemals jemandem verbieten, es auszuprobieren. Doch es ist wichtig, dass man (egal, was der Fastenarzt bei Youtube sagt oder über welche Erfolge bei Instagram berichtet wird) niemals den Blick für die eigenen Bedürfnisse verliert.