Top

Ist Fasten gesund? Mein Fastentagebuch (Teil 2)

Auf unzähligen Plattformen ist nachzulesen, dass das Fasten gesund für den Menschen ist. Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass auch dieses Thema einer differenzierteren Betrachtung bedarf. Daher berichte ich hier über meine persönlichen Erfahrungen mit dem Fasten. Dies ist eine Fortsetzung – wer Teil 1 noch nicht kennt, findet ihn hier.

Tag 5, 21.10.2018

Wie bereits angekündigt, verlangte dieser Tag mir reichlich Disziplin ab. Heute feierten wir die Geburtstage meiner Mutter und meiner Schwester nach. Aus diesem Anlass gab es ein köstliches veganes Mittagessen und anschließend einen veganen Frankfurter Kranz, der wirklich himmlisch aussah. An diesem Tag war ich jedoch auch nicht allzu streng mit mir – Mama hatte mir eine Suppe aus püriertem Gemüse zubereitet, wodurch der Verzicht auf die anderen Köstlichkeiten etwas erträglicher wurde. Bevor wir zu meiner Familie fuhren, habe ich nochmals einen Einlauf mit knapp einem Liter Wasser gemacht, der mich von Kopfschmerzen, Schwindel und Schwächegefühl erlöste. Durch den Aufenthalt bei meiner Familie war ich außerdem abgelenkt, sodass ich Tag 5 insgesamt positiv in Erinnerung behalten habe.


Tag 6, 22.10.2018

An diesem Tag erlebte ich ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits war ich stolz, mein Minimum von sechs Fastentagen erreicht zu haben – hielt ich es bisher doch für unmöglich, auf feste Mahlzeiten zu verzichten. Andererseits ging es mir heute erneut nicht gut. Ich muss zugeben, dass ich dem Fastenbrechen spätestens jetzt wirklich entgegenfieberte. Ich fühlte mich sehr schwach, konnte aber außer Wasser nichts zu mir nehmen. Von dem Gedanken an Tee und Co. wurde mir weiterhin übel. Was ich erreichen wollte, hatte ich erreicht, und ich hätte die Signale meines Körpers besser schon heute richtig deuten sollen. Doch die kleine Stimme meiner „ganz oder gar nicht“-Mentalität flüsterte mir leise ins Ohr: „Ach komm, 8 Tage schafft du locker. Jetzt bist du schon so lange dabei, gib jetzt nicht auf…vielleicht gehen ja auch 10? Oder gar 12?“ Hinzu kam, dass mir in vielen lieben instagram-Nachrichten von einer deutlichen Besserung nach 6-7 Fastentagen berichtet wurde. Ich ignorierte also das Schwächegefühl, das starke Herzklopfen, den Tunnelblick. Heute wollte ich keinesfalls aufgeben, 6 volle Tage sollten es schon sein. Vielleicht würde ich das Fasten am kommenden Tag brechen – insgeheim nahm ich mir aber vor, länger durchzuhalten.

Tag 7, 23.10.2018

Tag 7 aka „der Tag der Tage.“ Eine Steigerung meines Energielevels war weiterhin nicht in Sicht. Den Einlauf, den ich mir für heute  vorgenommen hatte, konnte ich nicht durchführen, mir fehlte die Kraft dafür. Ein unglücklicher Umstand war, dass ich an diesem Tag (unabhängig vom Fasten) einen Arzttermin hatte und das Haus verlassen musste. Draußen war es sehr windig und kühl. Ich hatte kein Bargeld für den Bus und der Fahrkartenautomat funktionierte nicht. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als die 2 km in die Praxis zu Fuß zurückzulegen. Dort angekommen, war ich froh, mich ins Wartezimmer setzen zu können.

Nach kurzer Zeit überkamen mich heftige Symptome. Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass ich in diesem Wartezimmer Angst um mein Leben hatte. Mein Herz klopfte unerträglich laut, mein ganzer Körper pulsierte und insbesondere in meinem Bauchraum pochte es wie verrückt. Durch ein plötzliches Stechen in meiner Brust musste ich mich überwinden, zu atmen. Mein Kreislauf machte große Probleme. Ich schrieb panische Nachrichten an Tobi und überlegte, mich von hier aus direkt in ein Krankenhaus bringen zu lassen.

Durch diese Reaktionen meines Körpers geschah, was längst überfällig war: Der Groschen fiel. Was machte ich hier? Ist das Durchhalten mir wirklich so viel wert, dass ich dafür meine Gesundheit riskierte? Plötzlich wurde mir klar: Was ich hier tat, passt für mich nicht. Wenn etwas richtig ist, fühlt es sich gut an. Das hier war alles andere als gut. Aus einem Impuls heraus schrieb ich Tobi, dass ich das Fasten brechen würde. Heute, sobald ich zu Hause bin. So schnell wie möglich. Noch immer war da die kleine Stimme, die mich fragte, ob ich meinen bisherigen „Erfolg“ wirklich so leichtsinnig aufgeben will. An Tag 7, wo ich mir doch mindestens 8 Tage vorgenommen hatte. Heute war sie mir egal. Auf dem Rückweg schleppte ich mich noch zum Bioladen, um Äpfel zu kaufen. Zu Hause dünstete ich dann einen Apfel, von dem ich die Hälfte schaffte. Es fühlte sich komisch an, zu essen. So gerne hätte ich innerhalb meiner Fastenzeit noch einen Einlauf gemacht, so gerne hätte ich mir selbst bewiesen, dass ich es noch länger schaffen kann. Doch die Signale meines Körpers waren so deutlich, dass ich sie keinesfalls länger hätte ignorieren können.

Am späten Nachmittag gab es dann noch etwas selbst gemachten Kartoffelbrei mit weich gekochten Möhren. Auch diese Mahlzeit kaute ich sehr gründlich. Bis hierhin ging es mir gut – bis ich im Verlauf des Abends von starken Bauchschmerzen heimgesucht wurde. Dass ich den darauffolgenden Tag im Krankenhaus verbringen würde, hätte ich zu Beginn meiner Fastenkur nicht gedacht! Mehr dazu im dritten Teil meines Fastenberichts 😉


Diana

„What you seek is seeking you“ (Rumi)

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar